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Vom kranken Thomas und kranken Auto


In unserer Nacht an der Bosobogolo-Pfanne in der Mabuasehube-Sektion des Kgalagadi Transfrontier Park beginnen 2 Tage Aufregung um den kranken Thomas mit fließendem Übergang zum "kranken" Auto:

Thomas bekommt hohes Fieber. Wir denken natürlich sofort an Malaria, schließlich waren wir im Etosha-Nationalpark in Namibia in geringem Malariarisiko-Gebiet. Nach langen Hin und Her beschließen wir, die Nacht abzuwarten und fahren am nächsten Morgen die ca. 25km zum Gate. Die Ranger und auch Südafrikaner raten uns, in das 120km entfernte Tshabong südlich des Park-Gates zum Arzt zu fahren. Wir waren ja schon einiges an Pisten gewohnt, aber was wir auf dieser Fahrt erlebten, war schon eine besondere Herausforderung. Die ersten 50km waren praktisch durchgehend tiefes Tiefsandfahren in ausgefahrenen Spuren: fast 1 1/2 Stunden höchste Konzentration. Der Abschnitt auf dem Bild gehörte eher noch zu den harmlosen Stellen.

Schließlich erreichten wir nach gut 2 Stunden Fahrt Tshabong, es war übrigens Sonntag. An einer Tankstelle fragen wir nach einem Arzt, wurden auf die gleich danebenliegende Apotheke verwiesen und zufällig war der Arzt, der dort sein Behandlungszimmer hat, auch anwesend. Thomas war schnell untersucht und unsere Malariaverdacht bestätigte sich zum Glück nicht. Alles deutete auf einen Streptokokken-Infekt hin (dafür ist Thomas eh anfällig). Er verschreibt uns ein Antibiotikum.

Jetzt war die nächste Herausforderung, an botswanisches Geld zu kommen. Am Geldautomaten machten wir die Erfahrung, dass botswanische Automaten (auch von verschiedenen Banken, wie wir im Laufe der Reise noch feststellen mussten) weder Maestro-Karten noch MasterCard akzeptieren, sondern ausschließlich Visa Card. Und Banken sind am Sonntag bekanntlich zu, auch in Botswana. Also tauschten wir ein paar südafrikanische Rand zu einem miesen Kurs in der Apotheke und machten uns auf die erfolglose Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen. OK, dann eben zum offenen Supermarkt (der auch Mastercard akzeptierte) und Hähnchen von der warmen Theke holen.

Und das war der fließende Übergang vom kranken Tommi zum kranken Auto:
Als wir nämlich wieder los wollten, um uns ein nettes Picknikplätzchen zu suchen, springt das Auto nicht mehr an. Die Batterie ist zu schwach. Zwar schaffen wir es nach einer Weile dann doch, loszufahren, um dem Supermarktparkplatz zu entkommen, aber nach der Mittagspause am Ortsrand geht gar nichts mehr, die Batterie ist restlos am Ende. Sebastian hält einen Botswaner an und nach einem kurzen Meinungsaustausch sind beide der Meinung, dass die Batterie kaputt ist. Er überbrückt uns und bringt uns zu einem Autozubehörladen.
Da dieser am Sonntag natürlich auch zu ist, muss erst telefoniert werden und nach längerer Wartezeit kommt der Ladenbesitzer und verkauft uns eine neue Batterie. Das wurde aber schon wieder eine Herausforderung. Er hat kein Lesegerät für die Mastercard und wir nicht mehr genug Bargeld, auch nicht in Rand. Schließlich bietet uns der Botswaner, der uns auch schon her gebracht hat, an, dass er uns die Hälfte der Batteriekosten leiht und wir ihm das Geld (umgerechnet ca.50€) bei nächster Gelegenheit auf sein Konto einzahlen. Froh und dankbar nehmen wir dieses Angebot an und machen uns auf den Rückweg zum Mabuasehube Gate. Wir müssen uns beeilen und schaffen es gerade noch, bevor kurz vor 17 Uhr das Tor schließt. Dem Auto und unseren eh schon angeschlagenen Nerven haben wir auf der Rückfahrt alles abverlangt.

Zurück im Nationalpark steuern wir unser gebuchtes Camp an der Monamodi Pan an, froh wieder hier zu sein. Doch das Schicksal wollte uns noch nicht in Ruhe lassen: kurz bevor wir das Camp ereichen, geht plötzlich die Batterie-Ladekontrolleuchte an. Schock, Entsetzen. Als wir das Auto am Camp abstellen, ahnen wir schon, dass wir am nächsten Morgen nicht aus eigener Kraft von hier weg kommen werden. Den Morgen lassen wir dann auch erst mal gemütlich angehen. Während wir beim Frühstück sitzen, kommen 2 Ranger auf ihrer morgendlichen Kontrollfahrt vorbei. Sie versprechen, am Ende Ihrer Runde nochmals nach uns zu sehen. Natürlich springt das Auto nicht an und die Ranger überbrücken uns. Mit der letzen Ladung in der Batterie fahren wir zum Gate zurück, wo schon die nächste Herausforderung auf uns wartet.

Es ist jetzt offensichtlich, dass die Lichtmaschine kaputt ist (und es auch schon gestern war, nicht die Batterie). Wir wollen unseren Vermieter anrufen, doch auch das gestaltet sich höchst kompliziert. Die Ranger haben Probleme mit ihrem Satelittentelefon und wir probieren teilweise bis zu 45 Minuten, bis wir eine Verbindung bekommen. Bis alles mit dem Vermieter geklärt ist, sind dann auch noch mehrere Anrufe notwendig und so verbringt Sebastian viel Zeit im Büro der Ranger. Nachdem unser Vermieter in Botswana keine Ersatzlichtmaschine auftreiben kann, schickt er einen Fahrer aus dem 900km entfernten Windhoek los (Fahrzeit einfach ca. 14 Stunden). Uns bleibt nichts anderes zu tun, als zu warten und während wir da so am Gate stehen, schaut der eine oder andere vorbeikommende Tourist oder Ranger mal in den Motor. Helfen tut's nichts aber wir stellen fest, dass ein Stecker an der Lichtmaschine angebrochen ist. Ziemlich sicher hat uns deshalb die Ladekontrolleuchte nicht schon eher das Problem gemeldet.

Die Nacht verbringen wir auf einem Camp direkt am Gate. Und am nächsten morgen sehen wir frische Hyänenspuren im Sand. Grund genug für die Kinder, die Verteidigung zu üben. Von Thomas' Krankheit war übrigens nicht's mehr zu merken.

  

Gegen 11 Uhr trift der Fahrer mit der Lichtmaschine ein. Wir hatten unserem Vermieter durchgegeben, dass einer der Ranger hier die Lichtmaschine einbauen kann. Jetzt stellt sich heraus, dass er überhaupt kein Werkzeug hat. Zum Glück wissen wir das Camp eines der Südafrikaner, die am Tag vorher schon mal versucht hatten, zu helfen. Sebastian fährt mit dem Kurierfahrer hin, um sein Werkzeugkoffer auzuleihen. Er kommt gleich mit und zu dritt erwecken wir unser Auto wieder zu Leben.

Und was uns von dieser unfreiwilligen 2-tägigen Unterbrechung unserer Reise bleibt:

Auch wenn es in dem Augenblick, in dem man in so einer Situation steckt, erst mal ärgerlich und nervenaufreibend ist, im Nachhinein bereichert so ein Ereignis auch eine Reise.
Wir behalten v.a. die Erinnerung  an die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen hier: der Mann in Tsabong, der uns das Geld für die Batterie geliehen hat; die Ranger am Gate; die vorbeikommenden (v.a. südafrikanischen) Touristen, die uns ihre Hilfe angeboten haben.

Froh über die geglückte "Operation" freuen wir uns jetzt, die Kalahari weiter zu erkunden.